Das Geheimnis des Negierten Tetralemmas

Januar 10, 2025

Das negierte Tetralemma

Dieser Artikel bezieht sich auf Episode 15 meines Podcasts.
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Lösungen finden, die Du nicht kommen gesehen hast:
Das Geheimnis des negierten Tetralemmas


Du stehst vor einer wichtigen Entscheidung und schwankst zwischen zwei Möglichkeiten: Soll ich bleiben oder gehen? Mache ich A oder B? Oft scheint es, als gäbe es nur zwei Wege — entweder ja oder nein. Doch genau hier liegt das Problem, das uns immer wieder in die Enge treibt.
In diesem Artikel möchte ich Dich auf eine Reise mitnehmen, die Dir zeigt, wie Du aus der "Entweder-Oder"-Falle herauskommst und neue, kreative Lösungsräume entdeckst. Dazu stelle ich Dir ein spannendes Modell vor: das negierte Tetralemma.

Die Falle des Entweder-Oder-Denkens
Unser westliches Denken ist tief in der Logik von Aristoteles verwurzelt: Entweder ist etwas wahr oder falsch, A oder Nicht-A. Das erscheint klar und einfach — und genau das ist das Problem. Wenn wir Entscheidungen treffen müssen, sehen wir oft nur zwei Optionen. Dieses starre Denken limitiert uns, nimmt uns Flexibilität und führt häufig dazu, dass wir eine Lösung übersehen, die uns weiterbringen könnte.
Das negierte Tetralemma stammt aus dem buddhistischen Denken und stellt dieses Entweder-Oder-Prinzip auf den Kopf. Es zeigt Dir: Es gibt nicht nur zwei, sondern fünf Möglichkeiten. Und genau diese fünfte Dimension birgt oft die unerwarteten und besten Lösungen.

Die fünf Möglichkeiten: Was ist das negierte Tetralemma?
Stell Dir vor, Du stehst vor der Entscheidung: Kündigen oder nicht kündigen. Das ist das klassische A-oder-B-Denken. Das Tetralemma nun eröffnet Dir einen größeren Horizont. Hier sind die fünf Perspektiven:
A — Du kündigst.
B — Du bleibst.
Beides — Zum Beispiel kündigst Du erst, wenn Du ein bestimmtes Projekt abgeschlossen hast. Eine weitere Option ist so etwas wie eine "innere Kündigung".
Keins von beidem — Hier könntest Du Dir die Frage stellen, ob die Fragestellung überhaupt die Richtige ist, um das zu lösen, was Du lösen willst. Geht es vielleicht um ein ganz anderes Thema?

All dies nicht — und selbst das nicht
Die letzte, fünfte Option ist die faszinierendste und zugleich schwer greifbar. Hier geht es darum, alle bisherigen Gedankenmuster loszulassen und von einem emotionalen Standpunkt aus etwas ganz Neues zu erspüren.

Wie Du das Tetralemma nutzen kannst
Das Modell ist nicht nur Theorie, sondern eine praktische Methode, die Du direkt anwenden kannst — allein oder mit anderen, beispielsweise im Coaching. Hier ein einfacher Leitfaden:

Schritt 1: Lege die vier Grundmöglichkeiten fest.
Schreibe auf Zettel oder Karten:
A
B
Beides
Keins von beidem

Suche Dir für jeden Zettel einen Platz im Raum.

Der fünfte Platz, "All dies nicht", wird später hinzugefügt.

Schritt 2: Spüre Dich in jede Position ein.
Stelle Dich nacheinander auf jeden Zettel, der für eine Möglichkeit steht. Lass Dich ganz auf das Gefühl dieser Option ein: Was empfindest Du körperlich, wenn Du auf "A" stehst? Wie fühlt sich "B" an? Nach jeder Station trittst Du bewusst heraus: schüttle Dich, reibe Dir die Nase — mach etwas, das dich "neutralisiert".

Schritt 3: Betrete die fünfte Dimension.
Platziere den Zettel "All dies nicht - und selbst das nicht" an einer Stelle, die sich richtig anfühlt. Sobald Du dort stehst, lässt Du los. Von hier aus kannst Du neue Perspektiven gewinnen, die Du vorher nicht sehen konntest.

Wieso das funktioniert
Das negierte Tetralemma bringt Dich raus aus dem gewohnten Denken. Es stellt Dein Muster von Entweder oder Oder infrage und öffnet emotionale Räume, in denen Du spüren kannst, was wirklich wichtig ist. Oft zeigt sich gerade in der fünften Dimension etwas, das sich nicht in Worte fassen lässt, aber tief in dir resoniert. Eine "plötzliche" Lösung, die eben nicht in Deinen bisherigen Gedankenkategorien lag.

Ein Modell mit Potenzial für mehr
Das Tetralemma ist mehr als nur eine Technik für persönliche Entscheidungen. Es kann auch auf Organisationen oder für gesellschaftliche Herausforderungen angewandt werden. Jeder Transformationsprozess profiitert von dieser Einladung, offenen Denksysteme zu etablieren und uns aus unserer Fixierung auf das Naheliegende zu lösen — ob beim Klimaschutz, der Arbeit an den 17-UN-Nachhaltigkeitszielen, bei Innovationen oder bei Konflikten — dieses Modell kann uns aus Denkblockaden befreien und kreatives Handeln ermöglichen.

Probiere es aus. Stell dir bei der nächsten kniffligen Entscheidung die vier bekannten Möglichkeiten vor — und nimm dann die fünfte Dimension mit ins Boot.

Dein nächster Schritt
Ob allein, mit Deinem Team oder im Coaching — das negierte Tetralemma kann erstaunliche neue Wege aufzeigen. Vielleicht willst Du Dir jetzt gleich einen Zettel nehmen und es ausprobieren. Vielleicht lässt Du es erstmal sacken.

Aber eines ist sicher: Mit diesem Modell lernst du, Entscheidungen auf einer völlig neuen Ebene zu treffen.

Ich wünsche Dir viel Freude beim Ausprobieren.
Lass Dich überraschen!



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Über die Autorin

Margot Böhm

Margot Böhm ist Inhaberin des coaching.zentrum Sylt. Sie ist diplomierte Erziehungswissenschaftlerin (Erwachsenenbildung), SeniorCoach und LehrCoach (DCV) sowie behördlich geprüfte Darstellerin für Clowntheater und Komik.

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