Dieser Artikel bezieht sich auf Episode #23 meines Podcasts.
Kannst Du hier gleich anhören:
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Der kleine Unterschied
Hat Gendern etwas mit Coaching zu tun?
Die kurze Antwort lautet: ja. Lies hier warum.
Wer ist schwanger?
Drei Unternehmer stehen an der Bar. Zwei trinken Bier. Einer ist schwanger.
Verwirrend? Für mich schon.
Beim Wort "Unternehmer" denke ich - wie vermutlich viele - automatisch an einen Mann. Und damit ergibt der Satz keinen Sinn. Auch wenn es vielfach heißt: "Ihr Frauen seid doch mitgemeint!". Tatsächlich ist es erstens oftmals nicht der Fall und fühlt sich zweitens auch nicht unbedingt so an.
Sprache beeinflusst unsere Wahrnehmung. So oder so! Du schaffst durch Deine Sprache Bilder und somit Realität - ob Du das willst oder nicht.
Darum halte ich es für wichtig, dass wir das bewusst tun. So oder so.
1. Warum ich Gendern wichtig finde
Gendern macht sichtbar.
Mir ist es wichtig, dass Frauen und nicht-binäre Personen in meiner Sprache sichtbar werden. Denn nur wenn Menschen auch sprachlich angesprochen werden, wissen sie, dass sie gemeint sind.
Ich habe oft erlebt, dass Texte erst neutral klingen – bis plötzlich eine Wendung kommt wie: "Wenn Sie Ihre Frau fragen...". Und dann wird klar: Ach so, das war gar nicht für mich gedacht.
Manche Frauen fühlen sich auch im "generischen Maskulinum" mitgemeint. Aber längst nicht alle. Gendern stellt sicher, dass sich alle angesprochen fühlen.
Gendern bildet Vielfalt ab.
Sprache beeinflusst unser Denken. Wenn wir immer nur "der Arzt", "der Unternehmer", "der Coach" hören, dann entsteht das Bild: Das sind Männer-Berufe. Dabei ist die Welt viel diverser. Gendern hilft dabei, diese Vielfalt sichtbar zu machen.
Gendern verbindet.
Früher gab es das Binnen-I, dann den Schrägstrich, den Genderstern und jetzt oft den Doppelpunkt. Ich selbst nutze gerne den Doppelpunkt, weil er verbindet: statt eine Trennung aufzumachen, wird sichtbar gemacht, dass alle gemeint sind. Unternehmer:innen meint Selbstständige jeden Geschlechts.
2. Die Herausforderungen des Genderns.
Es ist ungewohnt.
Viele sind mit dem generischen Maskulinum aufgewachsen, deshalb fühlt sich Gendern oft ungewohnt an. Manche sagen, es klingt holprig oder stört den Sprachfluss. Aber wie alles Neue ist es einfach eine Gewohnheitssache. Wer es oft hört, findet es irgendwann ganz normal.
Es braucht Aufmerksamkeit.
Gendern erfordert eine bewusste Entscheidung. Es ist ein Statement, das etwas ausdrückt. Aber es gibt viele Wege:
- Du kannst Paarformen nutzen: "Lehrerinnen und Lehrer" – ist oft einfacher verständlich und besser anschlussfähig.
- Möglich sind auch Doppelpunkt oder Sternchen: "Lehrer:innen" ist inklusiv auch für nicht-binäre Menschen.
- Du kannst auch neutrale Begriffe nutzen: "Lehrende" – aber das klingt manchmal unpersönlich.
- Oder Du wechselst die männliche und die weibliche Form in einem Text ab.
Es braucht Anschlussfähigkeit.
Gendern - vor allem in der gesprochenen Form des Doppelpunktes mit der Lücke im Wort (Unternehmer innen) wirkt auf viele Menschen (noch) sehr strange. Wenn es mir im Gespräch - zum Beispiel im Coaching - um eine gute und tragfähige Beziehung geht, will ich die nicht durch unnötige Irritationen gefährden. Dann nutze ich andere Formen.
3. Was hat Gendern mit Coaching zu tun?
Sprache schafft Realität.
Als Coach (ich sage in der Regel der oder die Coach, möglich ist aber auch Coachin für die weibliche Form) kreiere ich Realitäten – durch mein Denken, mein Sprechen, mein Handeln. Und genau das macht auch Sprache im Allgemeinen: Sie beeinflusst, wie wir die Welt sehen.
Gendern empowert.
Wenn ich Frauen und diverse Menschen sprachlich sichtbar mache, unterstütze ich sie (uns!) in ihrem Selbstbild. Wer benannt wird, bekommt Bedeutung. Es geht um Inklusion, um eine Sprache, die alle Menschen einbezieht. Coaching ist Empowerment.
Fazit
Gendern allein wird die Welt nicht verändern. Aber es ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Sichtbarkeit und Bewusstsein für Vielfalt.
Als Coach – oder als eine Person, die Coaching nutzt – kannst Du selbst entscheiden, welche Sprache Du wählst.
Denn Sprache ist nie nur Sprache. Sie schafft Realitäten.
Und hier noch ein kurzer satirischer Beitrag des Philosophischen Tritetts zum Weltfrauentag :))).
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