Dieser Blogartikel bezieht sich auf meine Podcastepisode #36.
Kannst Du hier gleich anhören:
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Wie Du mit phänomenologischer Hermeneutik im Coaching bedeutsam arbeitest
Körpersprache „lesen“, Mimiken interpretieren, Symbole deuten... wissen wir sowieso Bescheid oder fragen wir unser Gegenüber nach der Bedeutung?
Genauer: interpretieren wir Worte, Gefühlsäußerungen, ausgewählte Bilder oder unterstützen wir die Coachee darin, dem selber Be-Deutung zu geben?
Die phänomenologisch-hermeneutische Leitfrage
Der zentrale Ansatzpunkt im professionellen Coaching ist eine einfache Leitfrage, die auch in der Episode #36 meines Podcasts "Eindeutig Coaching" im Mittelpunkt steht:
„Was bedeutet dieses Phänomen in diesem Augenblick für diese Person?“
Was mit "Phänomen" gemeint? Ganz einfach: Phänomene sind alles, was sich zeigt. Gesten, Blicke, Worte, Tränen, aber auch Bilder, die jemand aussucht (oder malt). Oder Skulpturen, die jemand baut.
Jedes dieser „Phänomene“ ist einzigartig für die Person, die sie in die Welt bringt.
Und wer ist für die Bedeutung dieser Phänomene zuständig?
Genau: die Person selbst. Nicht Du als Coach, sondern der oder die Coachee: Dein Gegenüber.
Nachfragen statt Deuten
Das klingt nicht nur simpel, es IST simpel. Wenn auch vielleicht ungewohnt.
Unser Alltag steckt voller schneller Interpretationen – wir schieben Deutungen über Phänomene, weil uns das leichter erscheint. Ob es das letztlich ist, sei dahin gestellt.
Im Coaching treten wir einen Schritt zurück und machten uns unsere Rolle bewusst. Denn hier ist NichtWissen ausgesprochen nützlich.
Wir deuten nicht. Wir fragen:
Was ist das? Was bedeutet das für Dich? In diesem Augenblick?
Durch das Erzählen entsteht im Gegenüber oftmals Klarheit. Die Bedeutung entfaltet sich im Dialog, im Wechselspiel von Wahrnehmen und Benennen.
Dabei können Lösungen greifbar werden – nicht, weil ich sie liefere, sondern weil mein Gegenüber sie entdeckt.
Hier und Jetzt: Bedeutsamkeit im Moment
Wir arbeiten immer mit dem, was im AugenBlick für die Person wichtig ist – nicht mit Dingen, die letzte Woche bedeutungsvoll waren, oder mit dem, was irgendwann mal als wichtig markiert wurde. Das Hier und Jetzt zählt, weil sich jeden Tag, manchmal sogar jede Stunde, Bedeutung wandeln kann.
Fragen wir also, was jetzt für unser Gegenüber Sinn macht.
Empowerment und Verantwortungsübernahme
Nicht jeder Mensch erlebt sich jeden Tag als selbstgesteuert. Nicht jede:r traut es sich selbstsicher zu, den eigenen Deutungen zu vertrauen.
Im Coaching aber passiert das automatisch: Schritt für Schritt erleben Menschen Eigenverantwortung und Empowerment: Ich kann das. Ich muss nicht darauf warten, dass andere mir sagen, was los ist oder welche Lösung richtig wäre.
Im Coaching spüren Menschen: Ich kann Bedeutung geben, ich kann entscheiden, ich bin Expert:in für mein Leben. Der Grund, warum professionelles Coaching nachhaltig wirkt.
Das kannst Du nicht nur in klassischen Coachingsituationen nutzen. Der Ansatz ist für jede Art von Gespräch Gold wert, vor allem da, wo Verbindung, Achtsamkeit und Entwicklung gefragt ist: im Team, in Konfliktsituationen, ja selbst zu Hause.
Fazit: Fragen!
Wenn Du aus diesem Artikel eine einzige Sache mitnimmst, dann bitte denk nach über diese Arbeitshypothese: Niemand kennt die Bedeutung eines Phänomens besser als die Person, zu der es gehört.
Frage: „Was bedeutet das für Dich?“ Und höre – wirklich höre! – was kommt.
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