Dieser Artikel bezieht sich auf Episode 17 meines Podcasts.
Kannst Du hier gleich anhören:
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von letscast.fm zu laden.
Werte: Dein Kompass in stürmischen Zeiten
Eine Werte-Wahl wie keine andere
In vier Wochen ist Bundestagswahl, und keine Wahl, die ich bisher erlebt habe, ist derart geprägt von einem Auseinanderklaffen von Werthaltungen.
Klare Haltungen auf der einen wie der anderen Seite und viel Schwammigkeit und viel hin und her dazwischen.
Wenn ich mal gedacht habe, Grundrechte wären nicht verhandelbar, erlebe ich jetzt etwas anderes.
In meiner aktuellen Podcast-Episode #17 geht es um
- die Erklärung des Deutschen Coachingverbands zur seiner Werthaltung
- um Werte, ohne die Coaching kein professionelles Coaching ist
- und um Wertekonflikte und wie wir damit umgehen können.
Der Deutsche Coachingverband (DCV) steht für Freiheit, Toleranz, Vielfalt und Weltoffenheit.
Letztes Jahr haben wir auf der Mitgliederversammlung eine Erklärung verabschiedet, die deutlich macht, für welche Werte der DCV einsteht. Kannst Du hier nachlesen, ist nur eine Seite lang.
Der DCV grenzt sich klar ab von Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus, Demokratiefeindlichkeit und Gewalt. Eine solche Klarheit gibt Orientierung – nicht nur im Coaching, sondern auch im persönlichen Alltag.
Ich finde es erschreckend, dass sich inzwischen große Teile der Gesellschaft von diesen Werten verabschiedet zu haben scheinen.
So zu kann man Augen und Ohren doch kaum machen, dass man nicht weiß, was man tut, wenn man sein Kreuz bei Rechtsaußen macht. Oder doch?
Oder wirken Desinformationskampgagnen und Filterblasen so nachhaltig, wie ich es mir einfach nur nicht vorstellen kann?
Bestimmte Werte gehören zur DNA professionellen Coachings.
Coaching ist durchdrungen von einer Grundhaltung, die auf Wertschätzung, Selbstwirksamkeit und eine bewertungsfreie Herangehensweise basiert.
Diese und andere Werte sind essenzielle Bausteine professioneller Coachingarbeit. Ohne die ist professionelles Coaching nicht denkbar.
Diese Werte schaffen den Raum für die selbstbestimmte Entwicklung der Persönlichkeit und stellen sicher, dass im Coaching alle Menschen willkommen sind.
Drei Kategorien von Werten im Coaching
In einem Fachartikel habe ich drei Kategorien von Werten unterschieden, die im Coaching eine Rolle spielen: selbstbezogene, prozessbegünstigende und inhaltsbezogene Werte. Lass uns diese Kategorien genauer anschauen:
1. Selbstbezogene Werte: sei freundlich zu Dir selbst.
Einer der faszinierendsten Werte ist die Selbstkameradschaftlichkeit – ein Begriff, der viel Wärme und Verständnis transportiert. Sich selbst wie eine:n gute:n Freund:in zu behandeln, ist eine Kunst, die wir täglich üben dürfen.
Was heißt das konkret? Es bedeutet, Fehler anzuerkennen, ohne sich dafür zu kasteien, und stattdessen wohlwollend nach vorne zu schauen. Es ist eine Haltung, die uns nicht nur im Alltag hilft, sondern auch im Coachingprozess.
Es tut gut, sich regelmäßig zu fragen, wie wir gerade mit uns selbst umgehen. Uns gedanklich auf die Schulter zu klopfen, wenn etwas gut gelaufen ist, und liebevoll zu reflektieren, wenn etwas nicht so lief wie gewünscht.
Das setzt Energie frei.
2. Prozessbegünstigende Werte: damit Coaching funktioniert.
Im Coaching gibt es Werte, die den Ablauf und Erfolg des Prozesses unterstützen:
- Zuversicht: Wenn wir davon ausgehen, dass Lösungen existieren, werden wir sie auch sehen können. Sowohl in uns selbst als auch in den Menschen, die wir begleiten.
- Entdramatisierung: Konflikte und Herausforderungen verlieren oft ihren Schrecken, wenn Du die Haltung des Schreckens nicht übernimmst und stattdessen einen Schritt zurücktrittst und eine entspanntere Perspektive einnimmst. Humor kann unter Umständen ein Schlüssel dazu sein: das Leben nicht so ernst zu nehmen, wie es ist.
- Leichtigkeit und Tiefe: Beide sind ein tolles Team. Eine lockere Arbeitsatmosphäre ermöglicht Ernsthaftigkeit und schafft so Raum für echte Weiterentwicklung.
3. Inhaltsbezogene Werte: über den Tellerrand schauen.
Diese Werte richten den Blick nach außen: Wie beeinflussen Entscheidungen Dritte? Was bedeuten sie für kommende Generationen?
Die UN-Nachhaltigkeitsziele, die soziale, wirtschaftliche und ökologische Faktoren in Einklang bringen wollen, sind ein guter Kompass - auch und gerade in Ziel- und Wertekonflikten. Denn meist ist mehr drin als ein Entweder-Oder.
Umgang mit Wertekonflikten: wenn Prinzipien aufeinanderprallen.
Was passiert, wenn Werte miteinander kollidieren? Vielleicht warst Du schon in einer Diskussion, in der Dir plötzlich eine rassistische oder intolerante Äußerung begegnet ist. Deine Toleranz und Dein Wunsch, das Gespräch fortzusetzen, stehen dann im Konflikt mit Deinem Bedürfnis, eine klare Haltung einzunehmen.
In solchen Momenten kann es helfen, kurz innezuhalten:
- Welche meiner Werte wirken im Augenblick? Welche werden verletzt?
Ist eine Priorisierung möglich?
- Unterscheiden wir Mensch und Handlung:
Könnte es hilfreich sein, nicht die Person zu verurteilen, sondern lediglich das zurückzuweisen, was sie vertritt?
- Finden und erweitern wir unsere Handlungsmöglichkeiten:
Gehen wir? Bleiben wir? Argumentieren wir weiter? Oder gibt es eine dritte Option?
Manchmal gibt es keine perfekte Lösung. Doch die Bewusstheit über unsere Werte hilft uns, in solchen Situationen leichter zu entscheiden.
Werte sind unser Kompass. Also mutig voran.
PS: Falls Du Coaching lernen möchtest: im Oktober startet wieder unsere DCV-zertifzierte Coachingausbildung.