Meine Ausbildungsteilnehmer_innen haben mich durch ihre Feedbacks darauf gebracht. Auf die Frage hin, wie sie Coaching nutzen, gaben sie mehr und mehr für mich überraschende Antworten. Sie nutzen Coaching nicht nur klassisch, sondern sehr viel vielfältiger als ich dachte.
1. Denn wenn wir an Coaching denken, denken wir meistens an Coaching in einem festen Aggregatzustand: Mit einer klaren Struktur, Auftragsklärung, Durchführung, mit Abschluss und Evaluation. An einen klassischen Coachingprozess eben, wie wir ihn in Ausbildungen lehren und wie er von Kunden eingekauft wird.
2. Zusätzlich gibt es Coaching in flüssigem Zustand: wenn Führungskräfte coachingbasiert führen und Elemente und Instrumente in ihren Unternehmensalltag einfließen lassen, in Coachinghaltung kommunizieren, sich und ihre Kolleg_innen entlasten, ihre Mitarbeiter_innen in ihrer Potentialentwicklung auf Augenhöhe unterstützen und ihr Team ressourcenorientert begleiten. Oder wenn Menschen mit Coachingkompetenz in Familienangeörige und Freunde in Gesprächen anders unterstützen können.
3. Und dann ist Coaching auch noch gasförmig: Nicht alle, die erfolgreich eine Coachingausbildung absolviert haben, werden Coach im klassischen Sinn. Menschen prägen Unternehmenskultur mit einer Coachinghaltung, -kompetenz und -gesprächsführung, mit einer coachingbasierten Sichtweise und Philosophie. Sie schauen anders auf ihren Alltag und ihr Leben und machen ihr Unternehmen attraktiv und effizient.
Ist das alles Coaching? Wie definiert sich Coaching, wenn wir das so sehen? Nicht in erster Linie über ein Format, sondern eher über Haltung, Sichtweise, Kompetenz und Werte – über die Fähigkeit, Coachingkönnen vielfältig einzusetzen und über die Effekte und Wirkung, die das hat.
Wir haben endlich im Roundtable der Coachingverbände ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet über das, was Coaching ist. Aber dabei bleibt die Branche nicht stehen. Es ist ein Ausgangspunkt für Weiterentwicklung. In welche Richtung, wird sich zeigen.
Ich werde weiterhin darüber diskutieren und nachdenken, ob es Sinn macht, den Coachingbegriff in Richtung der Aggregatzustände weiterzuentwickeln. Coaching wird auf diese Weise anders beleuchtet. Coaching kann mehr!